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Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
BMBF-Forschungsprojekt

Noch eine Erweiterung des Denkmalbegriffs? Bauten der Nachkriegszeit zwischen unbequemem Erbe und Authentizitätsversprechen.

Im Verbundprojekt „Welche Denkmale welcher Moderne?“ widmet sich dieses Teilprojekt einer historisch-kritischen Analyse von Denkmalbegriff und Denkmalwerten in dem Bestreben, für die in immer kürzeren Abständen notwendig werdenden Überprüfungen der Denkmalfähigkeit jüngerer Architekturen und Strukturen tragfähige und notwendigerweise offene Bewertungskriterien zu entwickeln.

Dazu untersucht das Teilprojekt die Wertbildungsprozesse seit dem Europäischen Denkmalschutzjahr 1975, das die Nachkriegsarchitektur erstmals – wenn auch nur als Negativfolie – einer konservatorischen Betrachtung unterzogen hat. Gingen die Konservatoren damals noch mehrheitlich von der „Denkmalunfähigkeit“ (Willibald Sauerländer) der Leistungen des Wiederaufbaus aus, so hat Norbert Huses Hinweis auf den Denkmalwert auch „unbequemen Erbes“ (1989) diese Apodiktik bereits kritisch hinterfragt, bevor die Debatte über einen postmodernen Denkmalkultus der frühen 1990er Jahre mit der Pluralität auch die Relativität konservatorischer Auswahlkritierien hat evident werden lassen. Seither ist die Denkmalpflege mit dem Dilemma konfrontiert, auf den raschen Wandel gesellschaftlicher Wertbildungsprozesse und die immer kürzerer Abschreibungsfristen von Bauwerken mit einem „Handwerkszeug“ reagieren zu müssen, das wesentlich mit Bezug auf Einzelmonumente entwickelt worden ist.

Im Rahmen einer Diskursanalyse untersucht das Teilprojekt die wesentlichen Etappen denkmalpflegerischer Wertbildungsprozesse in der Nachkriegszeit im internationalen und interdisziplinären Vergleich (Archäologie, Archivwissenschaften, Museologie). Dabei kommen auch solche Positionen zum Tragen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Eingang in den common sense der Denkmalpflege gefunden haben, sehr wohl aber gewichtige Beiträge zur Formulierung einer zukunftsfähigen Konservierungspraxis geleistet haben. Im Kontext der allgemeinen Wertbildungsprozesse richten sich die Forschungen – für den begrenzten zeitlichen Ausschnitt – mithin sowohl auf die Selbstbilder der Nachkriegsdenkmalpflege als auch auf die „uneingelösten Potentiale“ (Wilfried Lipp) der Fachdebatten und deren öffentliche Rezeption (Rundfunk, Presse, TV). Die historisch-kritische Analyse zentraler fachlicher Kategorien wie Geschichte, Erbe, historische Urkunde, Authentizität, Dokument u.a.m. komplettiert die Untersuchung. An ausgewählten Beispielen sollen die Erkenntnisse abschließend auf ihre Tragfähigkeit für die Bewertung von Nachkriegsarchitekturen getestet werden.

Zusammen mit dem ebenfalls an diesem Lehrstuhl ansässigen Teilprojekt zu den Gebauten Großobjekten der Moderne ist das Forschungsprojekt Teil des in Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität Weimar durchgeführten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1,5 Mio. Euro geförderten Verbundprojekts „Welche Denkmale welcher Moderne? Erfassen, Bewerten und Kommunizieren des baulichen Erbes der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts“.

 

Laufzeit:

2014-2017

Leitung Teilprojekt „Noch eine Erweiterung des Denkmalbegriffs? Bauten der Nachkriegszeit zwischen unbequemem Erbe und Authentizitätsversprechen“:

Prof. Dr. Ingrid Scheurmann

Bearbeitung:

Kerstin Stamm, M.A.

Fördergeber:

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF im Rahmen der Ausschreibung „Sprache der Objekte“