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Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Forschungsprojekt

Baugeschichte des Alten Museums am Ostwall in Dortmund. Buch und Ausstellung

© Detlef Podehl
Das alte Museum am Ostwall in Dortmund

 

Am Ostwall 7 in Dortmund steht ein kleines unscheinbares Haus in einem verwahrlosten Park an einer sehr breiten Ringstraße. Bis 2010 war hier das sogenannte Museum am Ostwall zuhause. Nachdem Pläne für eine kulturelle Neunutzung scheiterten, beschloss die Stadt, das leerstehende Gebäude auf Abriss zu verkaufen. Ein Gutachten der Denkmalbehörde befand das vom Abriss akut bedrohte Haus im Oktober 2013 für nicht denkmalwürdig. Die Initiative von Professor Wolfgang Sonne, das Haus zum Baukunstarchiv NRW umzunutzen, drohte zu scheitern. Doch plötzlich regte sich Widerstand. Eine Bürgerinitiative für den Erhalt des Hauses sammelte über 8.500 Unterschriften, der Dortmunder Tatort-Kommissar Jörg Hartman hielt im Fernsehen eine flammende Rede für das Haus, die Süddeutsche und die FAZ berichteten. Die Debatte gewann neue Dynamik. Ende 2014 entschied der Stadtrat, das Haus zu erhalten.

 

Monographie

Zum positiven Ausgang dieser Geschichte konnten Forschungen am Lehrstuhl GTA entscheidendes beitragen. Eine Monographie beschrieb erstmals die bislang nur bruchstückhaft bekannte Baugeschichte des Alten Museums am Ostwall vollständig in Text und Bild. Das niedrige, von Außen unscheinbare Haus war lange Zeit als typischer Zweckbau der Fünfziger Jahre abqualifiziert, doch ist das Gebäude Teilen nach den mittelalterlichen Stadtkirchen das älteste öffentliche Bauwerk der Dortmunder Innenstadt. Die verschiedenen historischen Schichten lassen sich nicht auf den ersten Blick entziffern, so sehr sind sie zu einer neuen Einheit verschmolzen worden. Errichtet wurde das Haus als Königliches Oberbergamt 1872–75 nach Entwürfen des Berliner Architekten Gustav Knoblauch. Ein erster Umbau zum städtischen Museum 1911 stammt vom Stadtbaurat Friedrich Kullrich. Er ist das erste Beispiel der kulturellen Umnutzung von Bauten der Montanindustrie, für die das Ruhrgebiet mit der IBA Emscherpark später berühmt werden sollte. Kullrich tastete die Fassade des Oberbergamts nicht an, sondern baute den Innenhof des Verwaltungsbaus zu einer zentralen Halle mit Oberlicht aus. Diese ist bis heute erhalten, obwohl der Rest des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde. Der Um- und Ausbau der Kriegsruine zum „Museum am Ostwall“ geht auf die legendäre Gründungsdirektorin Leonie Reygers zurück, die das Haus 1949 bis 1957 unter der tatkräftigen Mithilfe von Dortmunder Bürgern zum Museum für Gegenwartskunst umbaute. Das „Museum am Ostwall“ zählt zu den allerersten Museumsbauten nach dem Krieg in der Bundesrepublik und fand international Beachtung. Damit ist das Alte Museum am Ostwall Resultat einer außergewöhnlichen Umbaugeschichte. 

 

Publikation

Sonja Hnilica: Das Alte Museum am Ostwall. Das Haus und seine Geschichte, Essen: Klartext Verlag 2014. 144 Seiten, ca. 100 teilweise farbige Abbildungen, Broschur, 19,95 EUR, ISBN 978-3-8375-1307-3

 

Ausstellung

Der Lehrstuhl GTA war außerdem Mitveranstalter einer Doppelausstellung zur Kultur des Umnutzens und Umbauens im Alten Museum am Ostwall, 5. Dezember 2014 bis 1. Februar 2015. Muck Petzet forderte als Generalkommissar des Deutschen Pavillons der Architektur-Biennale Venedig 2012 das Selbstverständnis der Architektenschaft heraus: Könnte es sein, dass der geringstmögliche Eingriff der beste ist? Seiner Ausstellung "Reduce / Reuse / Recycle – Ressource Architektur" fügte er nun das Haus am Ostwall als neues Beispiel hinzu. Unter dem Motte "Mit anderen Augen sehen" wurde das Alte Museum am Ostwall zum Beispiel einer architektonischen Minimal-Intervention – durch Wahrnehmungsveränderung.

Der Ort der Ausstellung wurde selbst zum Exponat in der zweiten Ausstellung, einer Kooperation des Lehrstuhls GTA mit der Landesinitiative Stadtbaukultur NRW 2000, dem Veranstalter der Ausstellung. Hier wurden Forschungsergebnisse aus Sonja Hnilicas Buch "Das Alte Museum am Ostwall. Das Haus und seine Geschichte" als Parcours durch das Haus aufbereitet, gewissermaßen als Anleitung zum neu Sehen.

 

Laufzeit:

2013–14

Projektleitung:

Dr. Sonja Hnilica

Fördergeber Monographie:

Gefördert von Dortmunder Unternehmen und der Kulturstiftung Dortmund

Kooperationspartner Ausstellung:

Landesinitiative StadtBauKultur NRW 2020 (Karen Jung, Christine Kämmerer, Tim Rieniets), Muck Petzet