Kultur der Urbanität – Die dichte Stadt im 20. Jahrhundert
In der Geschichtsschreibung über den Städtebau im 20. Jahrhundert dominieren funktionalistische bzw. avantgardistische Modelle der Stadtauflösung von der Gardencity bis zur Zwischenstadt und dem Sprawl. Im Forschungsprojekt „Kultur der Urbanität – Die dichte Stadt im 20. Jahrhundert“ wurden dagegen Projekte untersucht, die das Ideal einer dichten und urbanen Stadt zum Ziel hatten. Dichte und Urbanität fungierten hierbei als Stichwörter, um einen Städtebau zu beschreiben, der nach geformten Stadträumen strebte, der programmatisch städtische Architekturen forderte, der an bestehende Stadtstrukturen und – kulturen anknüpfte und der ein umfassendes Verständnis von Städtebau als kultureller Aufgabe hatte.
In thematischen Gruppen behandelte das Forschungsprojekt einzelne städtebauliche Projekte – zumeist realisierte, um ihre historische Relevanz besser belegen zu können –, die zunächst auf Grund des Kriterienkatalogs für Urbanität und Dichte aus der Masse der historischen Beispiele ausgesucht wurden. Die Gruppierung nach Themen wie "Formung des öffentlichen Stadtraums", "Großstädtische Wohnformen im Reformblock" oder "Hochhäuser als Generatoren des öffentlichen Raums" ergaben sich dabei zwanglos aus historischen Zusammenhängen, in denen die Projekte entstanden waren.
Zwei Ergebnisse des Forschungsprojekts sind durchaus überraschend: Zum einen ließen sich durch die Breitenforschung erheblich mehr Beispiele eines dichten und urbanen Städtebaus im 20. Jahrhundert auffinden, als zunächst erwartet. Zum anderen ließ sich durch die Tiefenforschung zu den einzelnen Beispielen aufzeigen, dass die zunächst vereinzelt erscheinenden Beispiele durchaus in vielfältigen Beziehungen zueinander standen, die als partielle Traditionslinien, z.T. durch das ganze Jahrhundert hindurch zu werten sind – so etwa von der Stadtbaukunst des frühen 20. Jahrhunderts zum Sozialistischen Realismus der Jahrhundertmitte oder der städtebaulichen Denkmalpflege der 1970er Jahre, oder von der Civic Art des frühen 20. Jahrhunderts zur Townscape Bewegung.
Aus dieser Neubewertung der Städtebaugeschichte im 20. Jahrhundert ergibt sich – neben der gewandelten Historiographie – auch für aktuelle Planungen und Projekte die Möglichkeit, anders auf historische Beispiele zurückzugreifen und andere, den heutigen Bestrebungen nach Urbanität und Dichte besser entsprechende Beispiele als "best practice"-Modelle zur Verfügung zu haben.
Das Buch ist erschienen: Wolfgang Sonne: Urbanität und Dichte im Städtebau des 20. Jahrhunderts, Berlin: DOM publishers 2014. 360 Seiten, ca. 350 Abbildungen, 24 x 30 cm, Hardcover mit Schutzumschlag, deutsch, EUR (D) 98.-, ISBN 978-3-86922-321-6
Laufzeit:
2008–2011
Projektleitung:
Prof. Dr. Wolfgang Sonne
Mitarbeit:
Christine Beese, Anja Ziebarth
Fördergeber
Deutsche Forschungsgemeinschaft