Gebaute Großobjekte der Moderne – Denkmal, Mahnmal, Hypothek, Ressource?
In diesem Projekt wurden die besonderen Herausforderungen untersucht, die sich mit den gebauten Großstrukturen der Moderne stellen. Großstrukturen gehören zu den markantesten architektonischen Objekten der sechziger und siebziger Jahre. Als einheitliche Gesamtentwürfe konzipiert, liegen ihre besonderen Qualitäten in der gestalteten Gesamtheit, obwohl sie alltäglichen, sich mit der Zeit wandelnden Verrichtungen dienen. Großsiedlungen, Megastrukturen, Campus-Universitäten oder Shopping Malls übernehmen Aufgaben ganzer Stadtviertel, sind zugleich aber als einheitliche architektonische Entwürfe konzipiert. Die architektonischen Spezifika spätmoderner Großstrukturen wurden von Sonja Hnilica umfassend analysiert und erstmals überblicksartig dargestellt. Es bildeten sich drei dominierende Konzepte für die Giganten heraus: Grossform, Bausystem und Megastruktur.
Einige Großstrukturen wie das Klinikum Aachen, die Karstadt-Zentrale in Essen oder die Ruhruniversität Bochum sind auch bereits Gegenstand denkmalpflegerischer Überlegungen geworden. In zahlreichen Fällen stehen aktuell Entscheidungen an. Sowohl in der Inventarisierung als auch bezüglich konservatorischer Strategien stellen Großstrukturen eine Herausforderung bewährter Praktiken dar. Sie sprengen in mehrfacher Hinsicht den Rahmen und boten daher Anlass, einige Standards der Denkmalpflege zu hinterfragen.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind nicht nur in mehreren Artikeln dokumentiert, sondern auch in einer umfassenden Monographie dargestellt, die im November 2017 an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der TU Dortmund als Habilitationsschrift zugelassen wurde:
Zürich: Park Books 2018
Das Projekt war Teil eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1,5 Mio. EUR geförderten Verbundprojektes „Welche Denkmale welcher Moderne? Erfassen, Bewerten und Kommunizieren des baulichen Erbes der 2. Hälfte des 20. Jahrhundert“ in Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität Weimar. Das Verbundprojektprojekt ist eines von zwölf, die im Rahmen der BMBF-Ausschreibung „Die Sprache der Objekte“ aus 122 eingereichten Projektskizzen bewilligt wurden. Die drei anderen Teilprojekte wurden beforscht unter der Leitung von Prof. Hans-Rudolf Meier (Professur Denkmalpflege und Baugeschichte, Bauhaus-Universität Weimar), Hon.-Prof. Dr. Ingrid Scheurmann (Lehrstuhl Geschichte und Theorie der Architektur, TU Dortmund) und Prof. Dr. Frank Eckardt (Professur für sozialwissenschaftliche Stadtforschung der Fakultät Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar). Beteiligt waren außerdem das Archiv der Moderne der Bauhaus-Universität Weimar und das A:AI Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW der TU Dortmund. Darüber hinaus unterstützte ein Netz von Kooperationspartnern aus dem In- und Ausland das Forschungsvorhaben, darunter ETH Zürich, das Bundesdenkmalamt Wien, das ZKM Karlsruhe, die Universitäten Wroclaw und Neapel und der Bund Heimat und Umwelt. Die Abschlusspublikation des Verbunds ist 2017 im Jovis Verlag erschienen.
Im Forschungsverbund wurde außerdem eine Ausstellung zur Denkmalwürdigkeit von Großbauten entwickelt. Sie war unter dem Titel BIG HERITAGE. Welche Denkmale welcher Moderne? vom 11. September bis 3. Oktober 2016 in Halle-Neustadt und vom 10. Oktober bis 4. Dezember 2016 in Marl zu sehen.
Zur Förderinitiative »Die Sprache der Objekte – Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen« des Bundesministerium für Bildung und Forschung
Laufzeit:
2014–17
Leitung Teilprojekt „Gebaute Großobjekte der Moderne – Denkmal, Mahnmal, Hypothek, Ressource?“:
Prof. Dr. Wolfgang Sonne
Bearbeitung:
Dr. Sonja Hnilica
Fördergeber:
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF im Rahmen der Ausschreibung „Die Sprache der Objekte“