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Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Forschungsprojekt

Tragende Linien – tragende Flächen. Ausstellung zu Stefan Polonyi

© © M:AI NRW

Einer, der sich weder als bloßer Statik-Dienstleister noch als Konstruktions-Diktator versteht, ist der Bauingenieur Stefan Polónyi. Schon in den 1950er Jahren arbeitete er kreativ mit Architekten zusammen, um gemeinsam eine konstruktiv wie formal schlüssige Lösung für das Bauwerk zu finden. 1974 floss diese Praxis in die Gründung eines neuen Ausbildungskonzepts ein: das Dortmunder Modell Bauwesen. Gemeinsam mit den Architekten Harald Deilmann und Josef Paul Kleihues begründete Polónyi dies an der damaligen Universität Dortmund. Es sieht die gemeinsame Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren an einer Fakultät vor; in getrennten Studiengängen zwar, aber mit überlappenden Projekten.

Neben dieser bis heute erfolgreichen Ausbildungspraxis ist es aber vor allem das gebaute Werk, das Stefan Polonyi mit den wichtigsten Architekten in der Bundesrepublik Deutschland von seinem Kölner Büro aus realisiert hat, welches den Erfolg seines Konzepts einer kreativen Kooperation mit den Architekten bestätigt. Für Stefan Polónyi müssen Tragwerk, Form und Funktion eine unauflösliche Einheit eingehen, um so auch zu einerästhetischen Anmutung zu führen. Dabei speist sich die Schönheit aus konstruktiver Konsequenz. „Die ... gestalterische Freiheit sollten wir dazu nutzen, ... dass sie nicht allein die Tragfunktion erfüllt, sondern auch im Bereich der Kunst Platz findet.“  Selten hat ein Bauingenieur einen solchen Anspruch formuliert, was nicht nur auf Anerkennung, sondern auch auf Ablehnung in der eigenen Zunft gestoßen ist. Architekten aber, die mit Stefan Polónyi zusammengearbeitet haben, haben diesen hohen Anspruch immer als eine Bereicherung des eigenen Entwurfsprozesses verstanden. „Es ist nicht Aufgabe des Ingenieurs, dem Architekten klarzumachen, dass es nicht geht, sondern zu zeigen, wie es geht.“

Die Ausstellung verstand sich nicht als umfassende Retrospektive eines bauingenieurtechnischen Werkes, das zudem noch nicht abgeschlossen ist. Vielmehr nahm sie das herausragende Werk Polónyis zum Anlass, um Prinzipien der Konstruktion einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen. Die Ausstellung wählte dafür das von Polónyi unter dem Titel „Tragende Linien – tragende Flächen“ entwickelte System einer Tragwerkslehre. Jedes einzelne Konstruktionsprinzip wurde durch ein interaktives Modell veranschaulicht, das den Besuchern die Wirkung der Zug- und Druckkräfte, des Tragens und Lastens verdeutlichte und damit die Auswirkung der Statik auf die jeweilige konstruktive Lösung. Die Modelle wurden mit Studierenden im Rahmen eines Seminars erarbeitet.
Eine kleine Auswahl von Projekten Polónyis zeigte dann jeweils die Umsetzung der Konstruktionsprinzipien in Tragwerkslösungen. Die Projekte stammen aus unterschiedlichen Phasen des Gesamtwerkes und sind aus der Zusammenarbeit mit verschiedenen Architekten hervorgegangen, um so das Werk des Bauingenieurs in repräsentativer Breite zu veranschaulichen. Als Grundlage für die weitere historische Forschung schließt eine erste Gesamtliste der bisherigen Bauwerke von Stefan Polónyi den Katalog ab.

Die Ausstellung und der Katalog entstanden als gemeinsames Projekt des M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW sowie des A:AI Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW der TU Dortmund.

Die Ausstellung fand vom 4. Mai bis 24. Juni 2012 auf der Hochschuletage des Dortmunder U statt. Sie wurde außerdem  gezeigt: Vom 18. Januar bis 3.März 2013 in der  Freien Akademie der Künste in Hamburg, von 16. März bis 21. April 2013 an der  TU Cottbus und von 17.Mai  bis 30. Juni 2013 im  Architekturmuseum der TU Berlin.

 

Laufzeit:

2011–2012

Projektleitung:

Prof. Dr. Wolfgang Sonne
Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, M:AI

Mitarbeit:

Katrin Lichtenstein, Dr. Sonja Hnilica

Veranstalter:

M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW
 A:AI Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW der TU Dortmund