Fleisch! Fleisch? „Stadtgespräche im Museum“ starten im MKK - Vortragsreihe von Literatur bis Landwirtschaft
Fleisch gehört zum Alltag – und ist Gegenstand ethischer und moralischer Diskurse. Als Teil der Ernährung ist Fleisch nicht nur Energielieferant, sondern auch Statussymbol und eine Frage des
Geschmacks. Fleischliche Ernährung zieht Fragen über Vegetarismus, Tierhaltung und Ökologie nach sich. Darüber hinaus ist Fleisch seit Jahrhunderten ein Motiv in Kunst und Literatur.
Unter dem Titel „Fleisch! Fleisch?! greift die Vortragsreihe „Stadtgespräche“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (Hansastr. 3) aktuelle Fragen rund ums Thema auf.
In zwölf Vorträgen bis November wird das Thema u.a. theologisch, philosophisch, landwirtschaftlich oder kulturwissenschaftlich betrachtet – vom Lebensstil bis zum Sinn des Lebens. Für die Ringvorlesungsreihe kooperiert das MKK mit der Technischen Universität Dortmund. Den Anfang
macht am Donnerstag, 28. April, 18 Uhr Dr. Lars Winterberg mit seinem Vortrag „Vom Wollnashorn zum Hybridschwein: Ein Streifzug durch die Geschichte des Fleischkonsums“.
Folgt man den medialen Darstellungen der letzten Jahre, so verheißt ein Blick vom Teller zum Acker nichts Gutes: Lebensmittel- und Tierhaltungsskandale, Pestizidbelastung und Artensterben. In der
Öffentlichkeit scheint ein negatives Bild von moderner Landwirtschaft zu dominieren. Gerade Fleisch steht im Ruf, die individuelle und planetare Gesundheit in besonderem Maße zu belasten. Und doch siedelt unser Konsum nach wie vor auf vergleichsweise hohem Plateau: Etwa 60 kg
Fleisch verzehren wir durchschnittlich pro Kopf und Jahr. Doch während wir nicht selten eine Bauernhofromantik imaginieren, die so auch historisch kaum existiert haben dürfte, entscheiden wir uns mit dem Einkaufswagen eher für konventionelle Tierhaltung, für Spaltböden und Hybridschwein.
Unser Umgang mit Tier und Fleisch ist geprägt von Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten. Und er weist eine lange Tradition auf: Fleischverzehr ist uns kulturell eingraviert, Fleisch ist Kulturgut.
Lars Winterbergs Vortrag lädt ein zu einer historischen Spurensuche, wirft Schlaglichter auf zentrale Entwicklungen und wagt so einige Annäherungen an die Gegenwart und Zukunft unseres Fleischkonsums. Lars Winterberg ist Experte für Agrar- und Ernährungskulturen und leitet das Referat „Ernährung und Klima“ des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Zwischen 2006 und 2021 war er als wissenschaftlicher
Mitarbeiter der Vergleichenden/Empirischen Kulturwissenschaft an den Universitäten in Bonn, Saarbrücken, Mainz und Regensburg tätig. Zuletzt koordinierte er das BMBF-Verbundprojekt „Verdinglichung des Lebendigen: Fleisch als Kulturgut“ und forschte ethnografisch zu Intensivtierhaltung und industrieller Fleischproduktion in Raum Cloppenburg.
Beim nächsten Vortrag aus der Reihe widmet sich am Donnerstag, 5. Mai,
18 Uhr Priv.-Doz. Mag. Dr. phil. Andrea Hofmeister dem Thema
„Fleischeslust im Mittelalter“.
Weitere Informationen unter: